Wie viel Sparpuffer sollte ein Selbständiger haben?
20-06-2024Egal ob Sie selbständig als Softwareentwickler oder Installateur arbeiten, als Selbständiger ist es wichtig, ein gutes Sparpolster zu haben. Dieser Puffer hilft nicht nur bei der Bewältigung von Steuerpflichten wie zum Beispiel Umsatzsteuer und Einkommensteuer, sondern auch bei unvorhergesehenen Umständen wie Krankheit oder Zeiten ohne Aufträge. Mit einem gut bemessenen finanziellen Puffer haben Sie als Selbstständiger also mehr Stabilität. In diesem Blog erfahren Sie, wie Sie die Höhe Ihres Sparpuffers ermitteln und wie Sie dabei am besten vorgehen.
Rücklagen für Steuern
Als Selbstständiger in Deutschland gibt es eine Vielzahl von Steuern, die berücksichtigt werden müssen. Diese Steuern können je nach Art und Umfang der selbstständigen Tätigkeit variieren. Im Folgenden sind die wichtigsten Steuerarten aufgeführt, die Selbstständige betreffen:
- Einkommensteuer: Selbstständige müssen ihre Einkünfte jährlich versteuern. Der Steuersatz ist progressiv und es werden vierteljährliche Vorauszahlungen verlangt.
- Gewerbesteuer: Diese Steuer betrifft nur Gewerbetreibende, nicht Freiberufler*. Der Freibetrag liegt bei 24.500 Euro jährlich, darüber hinaus wird die Steuer je nach Gemeindehebesatz berechnet.
- Umsatzsteuer: Nahezu alle Leistungen und Lieferungen sind umsatzsteuerpflichtig. Selbstständige müssen regelmäßig eine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben. Kleinunternehmer mit einem Umsatz unter 22.000 Euro können von der Umsatzsteuer befreit sein.
- Solidaritätszuschlag: Ein Zuschlag auf die Einkommensteuer. Seit 2021 entfällt er für die meisten, jedoch nicht für alle Selbstständigen.
- Kirchensteuer: Falls Sie Mitglied einer kirchensteuerpflichtigen Religionsgemeinschaft sind, wird zusätzlich zur Einkommensteuer Kirchensteuer fällig (8% oder 9% der Einkommensteuer)
- Sozialabgaben: Selbstständige müssen selbst für Kranken-, Pflege- und eventuell Rentenversicherung sorgen. Die Beiträge variieren je nach Berufsgruppe.
Der Teil, den Sie für die Einkommensteuer zurücklegen müssen, ist im Voraus nicht immer leicht zu schätzen. Es gibt viele Faktoren, die sich im Laufe eines Jahres auf Ihre Endsteuer auswirken. Wer aber für den Fall einer Nachzahlung gewappnet sein will, sollte entsprechende Beträge dafür gespart haben – als Richtwert gilt: Etwa ein Viertel des monatlichen Gewinns sollte man zurücklegen.
* Freiberufler müssen keine Gewerbesteuer zahlen. Sie unterliegen nicht der Gewerbeordnung, sondern nur der Einkommensteuer und gegebenenfalls der Umsatzsteuer.
Bauen Sie einen Notfallpuffer auf
Für Zeiten geringer Einnahmen wie Krankheit oder unerwarteter Ausgaben benötigen Sie ein Polster. Auch hier hängt die Größe Ihres Puffers von Ihrer persönlichen Situation und Ihren Geschäftsausgaben ab. Ein allgemeiner Richtwert ist, dass Sie Erspartes für mindestens drei bis sechs Monate an festen Ausgaben und Geschäftskosten zurückgelegt haben.
Wenn Ihre monatlichen Fixkosten 2.000 € betragen, sollten Sie Rücklagen von 6.000 € bis 12.000 €aufbauen. Damit können Sie mehrere Monate ohne Einkommen überstehen. Es kann Ihnen außerdem ein Gefühl der Freiheit geben, weil Sie nicht jeden Auftrag annehmen müssen.
Legen Sie alles in verschiedenen Kategorien an
Geschäftspuffer: Blocken Sie einen Teil Ihres Einkommens speziell für geschäftliche Rückschläge, z. B. für kaputte Geräte oder Investitionen in neue Projekte oder Erweiterungen. Trennen Sie diesen Betrag zumindest verwaltungstechnisch von Ihren Steuerrücklagen, um den Überblick zu behalten.
Privater Puffer: Sorgen Sie dafür, dass Sie auch privat einen Puffer haben. Überweisen Sie jeden Monat angemessenes, im Rahmen liegendes, festes Gehalt auf Ihr Privatkonto für persönliche Ausgaben wie Lebensmittel, Miete oder Hypothek. Sparen Sie davon außerdem separat für Dinge, die nichts mit dem Unternehmen zu tun haben, wie die kaputte Waschmaschine zu Hause oder den Urlaub.
Versichern Sie sich und denken Sie an Ihre Rente
Als Selbständiger sind Sie , im Falle von Krankheit oder Behinderung, für Ihr eigenes Einkommen verantwortlich. Es ist ratsam, eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Hausratversicherung in Betracht zu ziehen, um Ihr Einkommen zu schützen. Darüber hinaus verfügen Sie so über einen Puffer für eben solche Situationen oder auch für Zeiten, in denen Sie für kürzere Zeit krank sind, aber dennoch nicht arbeiten können.
Als Selbständiger müssen Sie sich außerdem um Ihre eigene Altersvorsorge kümmern. Im Gegensatz zu Beschäftigten in einem Angestelltenverhältnis ist die gesetzliche Altersvorsorge für Selbstständige keine Pflicht. Sie können freiwillig entscheiden, inwiefern Sie sich im Alter absichern wollen, das gilt auch für die Rentenabsicherung. Selbstständige können freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und auf diese Weise – genau wie Festangestellte – Ansprüche auf Versorgungsleistungen erwerben.
Ihre finanzielle Situation als Selbständiger kann sich schnell ändern, vor allem, wenn Ihre Aufträge schwankende Einnahmen mit sich bringen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie über Ihre privaten und geschäftlichen Finanzen Buch führen. Überprüfen Sie monatlich Ihre Einnahmen und Ausgaben und passen Sie Ihre (Steuer-)Rücklagen entsprechend Ihrer aktuellen Situation und den Erwartungen für die kommenden Monate an. Bewerten Sie Ihre Finanzen jährlich, z. B. zeitgleich mit Ihrer Einkommensteuererklärung, und passen Sie sie an etwaige Veränderungen in Ihrer geschäftlichen oder persönlichen Situation an. Sie können auch externe Hilfe in Form eines Buchhalters für Verwaltungs- und Steuerangelegenheiten in Anspruch nehmen.
So bauen Sie ein gesundes Sparpolster auf:
- Erstellen Sie eine monatliche Aufstellung Ihrer geschäftlichen und privaten Einnahmen und Ausgaben.
- Reservieren Sie einen festen Prozentsatz Ihres Umsatzes für Steuern und Notfallpuffer.
- Bewahren Sie Ihre Steuerreserven und Ihr Notpolster auf getrennten Konten auf, um den Überblick zu behalten.
- Überprüfen Sie Ihre Finanzen regelmäßig und passen Sie Ihre Reserven an Ihren Umsatz und Ihre Ausgaben an.
- Ziehen Sie eine Versicherung in Betracht, die Sie gegen Einkommensverluste bei Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit schützt, und denken Sie an Ihren Ruhestand.
Wenn Sie diese Schritte befolgen, können Sie finanzielle Einbußen minimieren und im Falle des Falles besser damit umgehen. Sie sorgen auch für ein stabiles Fundament als Selbständiger. Der Aufbau eines Sparpuffers erfordert zwar Disziplin und Konsequenz, gibt Ihnen aber die Sicherheit und Freiheit, die Sie brauchen, um dauerhaft erfolgreich und glücklich im Geschäft zu sein.
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